GASTFREI

ein interaktiver Parcours durch die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in der Nußbaumstraße, München

Premiere 01.12.2018 // im Rahmen des Projektes REVOLUTION & WAHNSINN - Performative Diagnosen zum Verhältnis von Psychiatrie und Politik // eine Koproduktion mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in der Nußbaumstraße und Kulturreferat München // im Rahmen der Reihe „1918-2018: Was ist Demokratie?“ 

MIT Blaise Amada, Jara Bihler, Paul Wellenhof, Valentin Mirow, Anselm Müllerschön, Daria von Loewenich
KONZEPT UND INSZENIERUNG Jacqueline Reddington und Caroline Kapp
SZENENBILD Ji Hyung Nam 
KOSTÜM Stephanie Zimmer 
SOUND Florian Wulff 
DRAMATURGIE Anna Raisich 
ABENDDRAMATURGIE Julia Hammerstiel, Carolin Müller-Dohle


Vor 100 Jahren wurden in der Psychiatrie in der Münchner Nußbaumstraße Protagonisten der Münchner Revolution und Räterepublik – unter ihnen der Schriftsteller Ernst Toller und der Journalist und erste Ministerpräsident Bayerns, Kurt Eisner – für wahnsinnig erklärt. Die psychiatrische Diagnose beraubte sie ihrer Glaubwürdigkeit, diskreditierte sie öffentlich und wurde somit zum Instrument politischer Einflussnahme. Welche Stimmen dieser Revolution sind heute noch hörbar? Wie wirken Machtstrukturen in der Institution Psychiatrie?

GASTFREI zeigt anhand von ausgewählten psychiatrischen Gutachten und Berichten, was im psychiatrischen Diskurs und, darüber hinaus, in der deutschen Öffentlichkeit als psychisch-krank bezeichnet wurde und wird. Dostojewskis Diktum, man werde »sich seinen eigenen gesunden Menschenverstand nicht dadurch beweisen können, dass man seinen Nachbarn einsperrt« entsprechend, gilt es, der Geste des Ausschlusses, die niemals frei von Gewalt ist, auf den Grund zu gehen. Welche politischen, ökonomischen oder soziokulturellen Motive und Interessen liegen einem psychiatrischen Attest zugrunde? Welche Machtstrukturen sind der Institution Psychiatrie eingeschrieben? Wie wirken sie bis in die Architektur hinein und fort? Und wie wirken sie auf den Menschen ein?

Selbstständig gehen die Besuchenden durch die Gänge der 1904 gegründeten Psychiatrischen Klinik in der Nußbaumstraße, blicken hinter sonst verschlossene Türen und begegnen dem, was im Akt der Scheidung von Wahnsinn und Vernunft zum Verstummen gebracht wird.


Fotos: Hyun Sung Park

© 2024 Jacqueline Reddington
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